ChatGPT & Doing KI

ChatGPT Test

Divergentes Denken durch Interdisziplinarität

Im Rahmen des Seminars „Utopien in einer Kultur der Digitalität“ haben Studierende das KI-System ChatGPT getestet und sich dabei gefilmt. Das Ergebnis ist interessant u.a. bezogen auf die Aussage einer Studentin, die im Rahmen ihrer Ausführungen zu und über ChatGPT die dahinterliegende Technik personalisiert, sie damit anthropomorphisiert.

Studierende des Lehramts testen ChatGPT

Damit greift sie ein gesellschaftlich thematisiertes Narrativ auf, welches sich in diversen Filmen zu und über Künstliche Intelligenz zeigt (z.B. AI, HER, der 100 Jahre Mann, Terminator, …). Eine Vermenschlichung von Technik geht allerdings auch einher mit Fragen nach dem „Sein“ und Bewusstsein des Subjekts sowie den Definitionen von Leben und Intelligenz. Die von Kant formulierten Grundfragen der Philosophie können nun entsprechend weiter gedacht werden: 

Was kann ich wissen?
Möglichkeiten des Wissens (von Mensch und Maschine) und was tatsächlich erfahrbar und erkennbar ist

Was darf ich hoffen?
Möglichkeiten und Grenzen des Wunsches eines Subjekts, was es von sich selbst und der Welt erwarten kann.

Was soll ich tun?
Grundlagen moralischer Urteile

Was ist der Mensch?
Ein Brennglas der anderen Fragen

Auf die Zukunft gerichtet sind dies natürlich auch gesellschaftlich relevante Fragen, denn es geht darum, wie wir leben wollen. 

Hannah Arendt zufolge gestaltet der Mensch jene Bedingungen selbst, in denen er oder sie lebt. Insofern stimmen wir mit Mark Tegmarks Forderung überein, sich bereits jetzt mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie sich das Leben mit Künstlicher Intelligenz abspielen könnte. Womit also würden wir unsere Erzählung beginnen? Welche Auswirkungen könnte unserer Ansicht nach KI auf das Leben, das Miteinander, auf die Gesetze, die Jobs und das Bildungswesen haben? Wie wohl würden wir das Ende unserer Geschichte gestalten? Um diese Fragen zu beantworten, braucht es zunächst ein gemeinsames Verständnis über das Bezeichnende der jeweiligen Begriffe.

Insofern bezieht sich Doing KI darauf, dass Menschen durch ihre Handlungen und Interaktionen aktiv zur Gestaltung künstlicher Intelligenz beitragen.

Dem sozialen Konstruktivismus zufolge finden soziale Prozesse durch Zusammenarbeit statt, indem Menschen untereinander ihr gemeinsam geteiltes Wissen über einen Sachgegenstand ko-konstruieren (intersubjektive Erkenntnis). Das heißt, Ideen, Visionen und Konzepte zur Erklärung von Welt und Gestaltung einer humanen, demokratischen Gesellschaft werden ausgetauscht, diskutiert und verändert. Mit anderen Worten: Der Mut zur Veränderung, zur Innovation und Kreativität basiert darauf, Neues zu wagen, indem das Bezeichnete (z.B. KI) aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Interdisziplinarität ermöglicht diese Form des divergenten Denkens und somit auch die Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln. So wird aus der Summe der Teile ein Ganzes, indem Denkweisen, Begriffe, Methoden und Ansätze zum gemeinsam geteilten Wissen werden. Innehalten, stehen bleiben ist somit nicht gleich Stillstand, sondern vielmehr das Eintauchen in das, was ist und sein kann. Auf diese Weise entstehen Handlungs- und Möglichkeitsräume und damit auch neue Geschichten, Utopien zu der vor uns liegenden Zeit.


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